Global kooperieren
Schülerinnen, Jugendliche und junge Erwachsene verstärken ihren Einsatz zum Klimaschutz und für Klimagerechtigkeit. Herzlichen Glückwunsch zu Euren erfolgreichen Protesten und Eurer weltweiten Kooperation! Für Opas wie mich ist es belebend, beglückend und beruhigend zu sehen, dass Ihr die Gestaltung Eurer Zukunft immer mehr und verantwortlicher in Eure eigenen Hände nehmt und nicht darauf wartet, dass Eure Großeltern und Eltern es schon für Euch richten. Das positive Ergebnis der Grünen in der Europawahl ist zum großen Teil Euer Verdienst – auch wenn Ihr keine Parteipropaganda gemacht habt. Es geht um das Engagement, um die Intentionalität für eine Natur weltweit, für eine Biosphäre, in der wir Menschen und ganz besonders Ihr jungen Menschen, die Ihr noch viele Jahre Eures Lebens vor Euch habt, gut leben können, die Euch und uns aufbaut – bei aller Herausforderung, die unsere Umwelt auch für uns ist.
Ihr habt erkannt, dass es dazu die globale Kooperation braucht, weil heute kein Volk mehr alleine und im nationalen Eigennutz aus der internationalen Vernetzung ausscheren kann, ohne durch die großen Finanz- und Währungskartelle und ihre politischen Institutionen heftig abgestraft zu werden.
Die Menschheit ist global und wir alle lernen heute global zu denken, uns zu vernetzen und global zu kooperieren und lokal handeln. Das habt Ihr uns in Euren Protesten wunderbar vorgemacht.
Intentionale Kooperation
Die spontane wie auch langfristig kreative Kooperation funktioniert intentional. Das bedeutet, dass alle Menschen, die Mitverantwortung für die Gestaltung, für die Zukunft der Biosphäre übernehmen wollen, sich durch Aufrufe in diese Richtung anregen lassen, aktiv mit anderen ihre eigenen Ideen einzubringen, zu diskutieren und umzusetzen. Für intentionale Kooperationen muss es keine etablierten Organisationen geben (diese sind sehr anfällig für geheimdienstliche Unterwanderung). Da sind Vernetzungen viel flexibler und unkaputtbarer.
Für erfolgreiche Kooperationen in Vernetzung braucht es als erstes und wichtigstes eine gemeinsame Intentionalität. Diese soll möglichst positiv ausfallen, also z.B. „Für eine lebensfreundliche oder naturbelassene Umwelt“, eine „aufbauende Biosphäre“ oder „für Artenvielfalt“.
Abwendende Anti-Parolen wie „Gegen das Artensterben“, „Stoppt die Klimakiller!“ und Rettungsziele wie: „Rettet das Klima!“ sind natürlich nicht falsch. Sie sollten allerdings erst in der zweiten Reihe kommen, und wenn es um konkrete Forderungen geht. Positive Ziele bringen uns langfristiger zusammen, lassen unsere Kooperation nachhaltiger gedeihen und wachsen. Die Abwendungs- und Rettungsziele können allerdings kurzfristig stärker mobilisieren. Positive Visionen in Bezug auf die Biosphäre, dem Leben in ihr und in Bezug auf die Kooperation mit ihr, können jahrzehnte- und lebenslang die Aktivitäten leiten und ermöglichen eine flexiblere Zusammenarbeit – dann auch bei Rettungs- und Verhinderungsaktivitäten. Sie sollten offen genug sein, damit sie für viele Menschen anschlussfähig sind. Man kann auf die spontane Vernetzung vertrauen, die sich jeweils selbstorganisiert, zu den jeweiligen Umständen passende Strukturen aufbaut und/oder improvisiert, wenn die Intentionalität stimmt.
Unsere Umwelt als Kooperationspartnerin
Wenn wir hier von Mitgestalten der Umwelt sprechen, so ist die Umwelt damit nicht als bloßes Objekt gemeint. Die Natur bis hin zur Biosphäre ist eine lebende Kooperationspartnerin. Dabei versteht sie unsere Wortsprache und Geldsprache nicht – genauso wie viele Menschen heute ihre Sprache nicht verstehen, oder erst dann, wenn das Klima sich ändert bzw. Wissenschaftlerinnen feststellen, dass die Temperatur ansteigt, und berechnen, dass dies durch das moderne Leben der Menschen zumindest mitverursacht wird. Allerdings gab und gibt es immer Menschen, die ein implizites Mitwissen am großen Übersystem Erde und Biosphäre haben und daraus ein Umweltbewusstsein entwickeln. Aus diesem ahnenden Mitwissen und Bewusstsein heraus können wir das große System der Biosphäre als Kooperationspartnerin verstehen und annehmen. Das bedeutet, dass wir sie grundsätzlich in ihrer Selbstregulation mitdenken und mitfühlen, wenn wir etwas unternehmen, dass wir die Umwelt wertschätzen, so wie sie ist, und dankbar sind, wenn sie uns aufbaut, aufbauende Nahrung und anregendes und wärmendes Licht zur Verfügung stellt. Dass wir Dankbarkeit ihr gegenüber empfinden können für all dies und den ungeheuren Reichtum und auch die Herausforderungen, den sie uns anbietet. Zur Kooperation gehört die gegenseitige Achtung und Wertschätzung der jeweiligen Fähigkeiten und Ressourcen und auch der Schwächen.
Die darwinistische Sicht auf die Evolution kann heute auf die Füße gestellt werden: Nicht der individuell Fitteste überlebt, sondern diejenigen, die am besten miteinander und mit der Umwelt kooperieren. Wenn wir im Urvertrauen in die Kohärenz der Welt, in die Verbundenheit und das gemeinsame Funktionieren kooperieren, können wir kreativ ein gutes Leben in der Zukunft mitgestalten. Dabei wollen wir Alten die junge Generation mit Herz, Kopf und Hand unterstützen und fördern.
Von Theodor Dierk Petzold am 30.5.19